199
Roth war die oberste Verwaltungs- und richterliche Behörde; seine
Befugniß war fast unbeschrankt; er schaltete nicht nach geschriebenen
Gesetzen, sondern nach eigener bester Einsicht, war unverantwortlich
und auf Lebenszeit gewählt. Die vom Rathe gefaßten Beschlüsse
wurden der Volksversammlung zur Entscheidung vorgelegt, und diese
konnte sie nur annehmen oder verwerfen. Die ersten Keime der Er-
ziehung wurden in den gemeinschaftlichen öffentlichen Mahlzeiten
(Syssttien) gelegt, wo die Knaben unter Aufsicht eines Padouomen,
auf der Erde liegend ihre halben Portionen verzehrten, während die
Erwachsenen ihre Kriegsthaten erzählten und durch das Lob tapferer
Männer die Jugend zur Nacheiferung zu erwecken suchten. Mit
dem achtzehnten Jahre wurden die Jünglinge in Genossenschaften
eingetheilt und besuchten die Gymnasien, wo es besonders auf kör-
perliche Ausbildung abgesehen war; die geistige beschränkte sich auf
das Nothwendigste, den Haupttheil bildete das Erlernen der verfi-
ficirten Gesetze. Bei der Entlassung aus der Genossenschaft mußte
jeder sich verheirathen, doch ward die Einführung der Frau in das
Haus so lange hinausgeschoben, bis sie im Stande war, dem Haus-
wesen vorzustehen. Die Ehe galt als heilig, und Ehebruch wurde
streng bestraft. — Durch fortgesetzte Kämpfe und bei dem durch die
Lage der Insel veranlaßten Verkehre mit dem Auslande entartete
auf Kreta das dorische Leben, die Verfassung wurde immer demo-
kratischer und die Volksversammlung erhielt die größte Gewalt.
An der afrikanischen Küste, in dem kleinen Hochlande, welches
bei den Alten Cyrenaika hieß, jetzt Barka genannt wird, wurde
631 v. Chr. von der kleinen Insel Thera aus, wo sich Dorier an-
gesiedelt hatten, die griechische Kolonie Cyrene gegründet. Von
Cyrene aus wurden noch vier Hauptorte angelegt, und diese fünf
Städte pflegte man unter dem Namen Pentapolis zusammenzufassen.
Cyrene wurde bis ins fünfte Jahrhundert von Königen regiert,
welche abwechselnd den Namen Battus und Arcesilaus führten.
570 v. Chr. unternahm der ägyptische König Apries, aufgeregt von
den libyschen Nomaden, einen Zug gegen Cyrene, verlor aber fast
sein ganzes Heer und bald nachher in Folge dieser Niederlage Thron
und Leben. Der folgende ägyptische König, Amasis, schloß Frieden
mit Cyrene. Im fünften Jahrhundert v. Chr. erhielt Cyrene eine
republikanische Verfassung; damals blühten Schifffahrt, Handel und
Gewerbe, Künste und Wissenschaften. Das Zunehmen der Demo-
kratie erweckte aber innere Zwistigkeiten, in chercn Folge sich bis-
weilen Tyrannen auswarfen. 333 v. Chr. erlag Cyrene den grie-
chischen Königen von Aegypten. — Das quellenreiche Hügelland
zeichnete sich durch- große Fruchtbarkeit aus. Die Hauptprodukte
waren: Wein, Oel, Waizen, Safran, allerlei Südfrüchte, wohl-
riechende Blumen, als Rosen, Lilien und Veilchen; die Hauptquelle
des Wohlstandes aber war die Silphium genannte Pflanze. Die
Blätter waren eine vorzügliche Würze des Schaffutters, der Stengel
galt für einen Leckerbissen und der eingetrocknete Saft aus ihm und
der Wurzel wurde des Wohlgeschmacks und der Verdauung wegen
vielen Speisen beigemischt und lange Zeit mit Gold ausgewogen.
Ausgezeichnet war die Pferdezucht in Cyrenaika. Auch die Gewerbs-
thätigkeit des Cyrenäer, besonders ihre Steinschneider und Metall-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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31
edelste Del wurde mit wohlriechenden Dingen vermischt, und
zü Salben bereitet; aus dem schlechtesten wird Seife ge-
macht.
Nächst dem Wein- und Del bau beschäftigte man
sich noch vorzüglich mit der Pflege des Feigen- und Gra-
natbaumes, der Dattelpalme und der Balsam?
stau de. Die Feigen in Palästina sind vortrefflich, und die
Hebräer suchten sich unter dem Schatten dieses Baumes gern
zu vergnügen. Die Granatäpfel haben ein rothes, säuerli-
ches, erquickendes Fleisch. In der fruchtbaren Gegend von
Jericho fanden sich auch zwei beträchtliche Gärten mit der
trefflichen Balsamftaude, aus der ein Balsam schwitzt,
welcher zu einem berühmten Heilmittel diente. Jetzt soll
die Balsamftaude nur auf den Bergen bei Mecca und Me-
dina in Arabien und am arabischen Meerbusen wachsen.
Unter den Getraidearten wurde unser Roggen gar nicht,
wohl aber Waizen und Gerste in Ueberfluß gebaut.
Das benachbarte unfruchtbare und steinige Phönicien bezog
seinen ganzen Bedarf an Waizen von Palästina. Die Ge-
gend um die Hauptstadt Jerusalem war am wenigsten frucht-
bar, und noch weniger die heiße Gegend jenseit des Jordan.
Die Provinz Galiläa war unter allen am besten angc-
baut, und daher auch am bevölkertsten.
Außer dem Wein-, Obst-, Oel- und Ackerbau,
welches die vorzüglichsten Quellen des jüdischen Wohlstandes
waren, machte auch noch die Viehzucht einen sehr beträcht-
lichen Erwerbszweig aus. Deshalb blieben auch die Stäm-
me Rüben, Gad, und halb Manasse, welche vorzüg-
lich Viehzucht trieben, während Moses den andern Stämmen
Ackerbau mit gutem Fleiß zur Pflicht gemacht hatte, da die Cul-
tur des Bodens viel zur Cultur der Völker selbst beiträgt,
jenseits des Jordan, in dem nachmaligen Peraea, weil sie
hier gute Triften fanden. 4. Mos. 32, 32. Die Israeliten
Arzneikunde hat überhaupt einen sehr einfachen Ursprung und
Fortgang gehabt. In den ältesten Zeiten legte man, z. B. in
Babylon, die Kranken auf die Straßen. Jeder Vorübergehende,
der einige Heilmittel aus eigener Erfahrung wußte, mußte sich
nach den Umständen des Kranken erkundigen, und ihm die Mit-
tel Vorschlägen, durch welche er selbst etwa von einer ähnlichen
Krankheit befreit worden war. Dieser Gebrauch war auch bei
den Hebräern und anderen Völkern gewöhnlich (Klagl. 1, 12.
Marc. 6, 55. 56. Apostelgesch. Z, 15.). Unter den Krankheiten
war zu Mosis Zeit und auch späterhin der Aussatz die bekann-
teste und schrecklichste. Moses trug die Arzneikunde den Prie-
stern aus.
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Extrahierte Personennamen: Palästina Jordan Marc
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Jericho Mecca Ueberfluß Jerusalem Jordan
104
der Tunika noch einen Leibrock, ohne Aermel, der bis an
die Kniee reichte, und unten mit Schellen besetzt war. Die
Tunika der Priester war aus weißer Leinwand verfertigt.
Am großen jährlichen Versöhnungstag mußte die ganze
Kleidung des Oberpriesters durchaus weiß seyn, und bestand
aus dem feinsten ägyptischen Linnen.
Zeug, welches aus zweierlei Stoffen zusammengewebt
ist, wie es bei uns häufig vorkommt, hatte Moses den
Israeliten zu verfertigen und zu tragen, ausdrücklich ver-
boten. 3. Mos. 19, 19.
c) Von den Nahrungsmitteln und Gastmahlen.
Die Nahrung war einfach und ist es im Morgenlande
noch. Da Fleisch unter den warmern Himmelsstrichen als
tägliche Kost nicht gesund ist, so löbt man daher im Orient
meistens von Speisen aus dem Pflanzenreiche, von Brod,
Kuchen, Saamenkörnern, Hülsenfrüchten, von Obst und Kü-
chenkräutern, so wie von Eiern, Milch und Honig. Honig-
kuchen waren besonders eine köstliche Speise. Auch Zwie-
beln und Knoblauch wurden und werden jetzt noch von ge-
meinen Leuten nicht nur Tage, sondern auch Wochen lang
zum Brod gegessen, aber auch häufig mit Schöpsenfleisch
gekocht. Zwiebeln und Knoblauch sind aber auch in jenen
Gegenden viel süßer, saftiger und angenehmer zu essen, und
haben auch nicht den strengen Geruch, wie bei uns in
Deutschland. Statt der Butter oder des Fettes wurde an
die Speisen Oel genommen; denn die Butter ist eine Erfin-
dung, die man erst kurz vor Christo erwähnt findet; der
Käse aber war früh schon bekannt. Fleisch wurde vor Al-
ters nur bei Gastmahlen und bei der Ankunft eines Frem-
den oder eines Freundes angeschafft, den man bewirthen
wollte (1. Mos. 18, 7. Luc. 15, 23.). Unter den verschie-
denen Thieren wurden und werden noch besonders junge Läm-
mer und junge Ziegen sehr hoch geschätzt, die auch in jenen
Gegenden schmackhafter sind, als bei uns. Auch Schöpsen-
fleisch *) wurde und wird noch häufig gegessen. Rindfleisch
*) Die Schafe jener Gegenden haben Fettschwänze. Es erzeugt
sich nämlich am Schwänze derselben ein großer Klumpen Fert,
der gemeiniglich 5 — 10 Pfund schwer ist, öfters auch noch grö-
ßer, von 20 — So Pfund, je nachdem das Schaf fette oder dürre
Waide hat. So lange das Fett nicht über 8—10 Pfund be-
trägt. hängt der Klumpen oben am Schwänze, wie eine runde
Kugel, und schlägt im Gehen von einem Hinterbeine auf das
andere. Wenn er aber größer wird, so wächst er oben mit dem
v
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2q
Die Israeliten benutzten, wie die südlichen Völker noch
heut zu Tage, Stroh und gedörrten Mist zur Feuerung. Der
sogenannte, zur Zeit Jesu noch ziemlich lange Palmenwald
bei Jericho, ist nicht eigentlich als ein Wald zu betrachten,
da die Palmen zu demselben Zweck angebaut werden, als
bei uns die Obstbaume. Die Palme ist die Königin un-
ter den Baumen. Hoch und schlank steigt der astlose Stamm
empor, und trägt eine immer grüne Krone von 6 Fuß lan-
gen, glanzenden, gefiederten Blättern, zwischen welchen die
großen Büschel der goldgelben, eirunden Früchte hervorkom-
men, welche auf die mannichfaltigste Weise benutzt werden.
Alles an diesem herrlichen Baume ist nutzbar, und es giebt
ganze Völkerschaften, welche ihre Wohnungen, Kleidungen,
Speisen, Getränke und Geräthe bloß den Palmen verdan-
ken. Man kennt vielerlei Arten von Palmen; hier ist die
sogenannte Dattelpalme gemeint. Die Zweige eines so schö-
nen und ehrenwerthen Baumes dienen denn nun auch als
sprechende Sinnbilder hoher, den Menschen zu Theil geword-
ner Ehre und Herrlichkeit; daher die Sieger mit Palmen in
den Händen vorgestellt werden, Ofib. 7, 9; daher die dem
Herrn bei seinem letzten Einzug in Jerusalem gestreuten Pal-
men gleichsam seine königliche Würde, und seinen nahen,
folgenreichen Kampf und Sieg anzeigen, wie das alte Pas-
sionslied unnachahmlich schön sagt:
Tritt nur auf die Todesbahn!
Die gestreuten Palmen
Bilden dir den Sieg voran,
Aus den Osterpsalmen. —
Die Wüsten, welche in der Bibel erwähnt werden, wa-
ten in der Regel, jedoch mit Ausnahme einiger wenigen,
nicht förmliche Einöden und rauhe, grausenvolle Wildnisse,
oder wirkliche Sandwüsten, sondern nur solche Gegenden,
die man Steppen nennt, d. i. solche, die von Menschen we-
nig oder nicht bewohnt find, nicht gepflügt und besäet wer-
den; aber wegen der Menge des Grases zu Viehwaiden sehr
bequem waren, und auch dazu benutzt wurden , und selbst
hier und da Städte hatten. So ist namentlich die sogenannte
Wüste bei Bethsaida Julias am See Genesareth zu
betrachten, wo Jesus mit fünf Gerstenbroden und zween
Fischen bei 5,000 Mann speisete, und von welcher es aus-
drücklich heißt: „Es war aber viel Gras an dem
Orte" (Joh. 6, 10. Matth. 14, 15—21. Cap. 15, Lz.
Luc. 9, 10.). Jndeß ist nicht zu läugnen, daß in Palästina
auch wirkliche Wüsten, d. i. rauhe, wilde, unfruchtbare Ein-
öden anzutreffen waren. Dahin ist vorzüglich zu rechnen:
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45
Terebinthe *), wo Josua eine Volksversammlung
hielt, und einen Denkstein setzte (Josua 24, 25—
27.). Nahe bei Sichem lag der Jacobsbrun-
nen (Siehe S. 27.), Joh. 4, 5 ff. und nicht weit
davon Joseph's Grab, 1. Mos. 48, 22. Heut zu
Lage heißt der Ort Nablos oder Naplosa, und
ist ziemlich bevölkert und nahrhaft; das Thal gleicht
einem Garten.
Thirza, lag auf einem Berge, und war die älteste Haupt-
und Residenzstadt der israelitischen Könige, nachher
wurde Samaria zur Hauptstadt des Reichs erhoben.
Aenon (Enon), am Bache gleiches Namens, ein Flecken,
deßwegen merkwürdig, weil Johannes daselbst taufte,
Joh. 3, 23, nachdem er Bethabara verlassen. Er
lag etwa 3 Stunden südlich von der Stadt Scy-
thopolis.
Scythopolis, oder Bethsan, nördliche Granzftadt Sa-
marien's, am Jordan.
Schilo, oder Silo, ungefähr 4 Stunden von Sichern,
in einer angenehmen Gegend auf einem hohen Berge,
zu Jesu Zeit längst zerstört, ist in der Geschichte des
A T. dadurch merkwürdig, daß von Josua bis auf
Samuel, etwa 300 Jahre, die Stiftshütte und die
Bundeslade hier stand, weswegen sie auch der Ver-
sammlungsplatz der Volksoberhaupter zur Berathung
ihrer und des Volks Angelegenheiten war. Jos. 18,
1. u. a. m.
Bethel, zur Zeit Abraham's Lus genannt, eine Stadt
südwestlich von Schilo, auf dem Gebirg Ephraim,
kommt in der evangelischen Geschichte nicht, wohl
aber in der der Patriarchen mehrmals vor, 1. Mos.
12,8; 13, 3; 28, 19. Zur Zeit der Richter war sie
, die Versammlungsftatte der jährlichen allgemeinen
*) Terebinthe ist ein schöner, großer, immer grüner Bauln.
Das Holz ist von einer schwarzglänzenden Farbe, dabei zähe
und dauerhaft. Das Wichtigste an dem Baume ist das ächte
Terpentin, eine sehr edle Art von Harz, welches aus dem
Stamme quillt. Der Baum erreicht ein Alter von 1,000 Jah-
ren, und da bei seinem Absterben aus den Wurzeln schon eine
junge Terebinthe als Nachfolgerin aufgeschossen ist, so ist der
Baum auf seiner Stelle gleichsam ewig.
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Extrahierte Personennamen: Josua Thirza Johannes Schilo Josua Samuel Schilo
Extrahierte Ortsnamen: Josua Sichem Naplosa Samaria Jordan A_T. Bethel
30
u, s. w., weil um diese Jahreszeit in Palästina nicht wohl
fortzukommen und zu entfliehen ist.
Palästina gehörte unter die fruchtbarsten Länder der al-
ten Welt. Die bereits oben erwähnten Ebenen und Thäler
glichen blühenden Gärten, und brachten die schönsten Er-
zeugnisse eines milden Himmels bevor. Die dürren Felder
wurden durch Canäle gewässert, und die jetzt meist unfrucht-
baren Berge Palästinas waren ehemals künstlich durch An-
legung von Terrassen bebauet. Die Berge und Hügel wa-
ren meist zu Obst- und Weingärten benutzt, welche mit
Hecken und Mauern eingefriediget, und mit Thürmen verse-
hen waren. Die Reben Palästina's sind auch jetzt noch
durch ihre Größe und durch die Süßigkeit ihrer Trauben
ausgezeichnet, von welchen als die edelsten die Zibeben
gerühmt werden. Besonders brachten einige Gegenden viele
und sehr edle Trauben hervor. So waren die Gegenden in
der Nachbarschaft des Salzthales und bei Engeddi, so wie
die Thäler Escol und Soreck deßhalb sehr berühmt. Rei-
sende bezeugen, daß daselbst auch jetzt noch, unter der Herr-
schaft der Türken, der Feinde des Weins, Trauben von 12
Pfund schwer gefunden werden, deren Beeren die Größe un-
serer Pflaumen haben. (4. Mos 13, 24. 25). Uebrigens
sind die Trauben in Palästina meistens roth oder schwarz.
Die Zeit der Weinlese, welche von der Mitte Septembers
bis gegen das Ende Oktobers dauerte, wurde von den Isra-
eliten unter großem Jubel und noch fröhlicher begangen, als
die Zeit der Ernte. Die Trauben wurden auch in alten
Zeiten nicht alle zu Wein gekeltert, sondern den Saft der-
selben kochte man zu einem sehr beliebten Traubensyrup ein, der
auch jetzt noch einen starken Ausfuhrartikel Palästina's bildet.
Unter den Obstbäumen wurden nicht nur unsere
Aepfel-, Birn-, Pflaumen-und Kirschbaume, sondern auch
die edlen Sorten, wie Pfirsich-, Aprikosen-, Citronen-, Po-
meranzen-, Grattatbäume u. dgl. gezogen. Auch waren die
Berge mit Oelgärten geziert. Der Oelbaum ist in Pa-
lästina von sehr edler Art, und war ein sehr wichtiger Ge-
genstand des Gartenbaues. Aus den Früchten oder Beeren
dieses Baumes wird das Baumöl gepreßt, was für die Jsrae
liten, eben so wichtig war , als für die heutigen Morgenlän-
der zur Nahrung und zur Arznei, sowohl bei äußerlichen
Wundschäden, als auch bei innerlichen Krankheiten *) Das
*) Oel und Wein waren damals, und sind es noch, innerliche und
äußerliche natürliche und auch sehr heilsame Arzneimittel. Die
V
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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208
Am erriet.
baigesellschaft veranstalteten arktischen Expeditionen kennt man bereits die
ganze Nordküste längs des Eismeeres. Der Mackenziefluß (st) 400
M. lang, entspringt als Athabaska im Felsengebirge, verbindet als
Sklavensluß die Seen Athabaska und Sklavensee und geht als Mak-
kenzie aus ihm nordwärts ins Eismeer, der Kupferminenfluß und
der von dem Briten Back entdeckte Th luitscho oder Fi sch fl uß, 230 Ai.
lang, welcher zum Theil aus einer Reihe viel verzweigter Seen be-
steht, ergießen sich in das Eismeer, der Mis sin Lp i aber und der Nel-
son in die Hudsonsbai. Man findet eine Menge Seen, welche durch
bald kleinere, bald größere Flüsse zusammenhängen, wodurch eine bequenie
Verbindung weit entfernter Gegenden unter einander eröffnet wird. Die
bekanntesten dieser Seen sind: der Winipeg- 551 Q. M., der Atha-
baska- 150 Q. Ai. und der Sklavensee 490 Q. M., an dessen
östlichem Ende Back im Fort Reliance (Releiäns) 1834 überwin-
terte. Minder wichtig sind der Wintersee, wo Franklin 1819 bis
1821 seinen Winteraufenrhalt hatte, und der große Bärensee zwi-
schen dem Mackenzie- und Kupferminenflusse mit Franklin's Hause,
Fort Franklin genannt. Die Gebirge dieser Gegenden gehören
zu dem Felsengebirge oder Oregon. Das Klima ist sehr ver-
schieden. Je weiter man gegen W. vorrückt und von der Hudsonsbai
sich entfernt, desto milder wird es; in den nördlichen Gegenden aber,
wo ungeheure Eismassen das Meer anfüllen, herrscht eine große Kälte.
Vom 68o an hon aller Baumwuchs auf. Die südlichen Gegenden aber
haben einen fruchtbaren Boden, mit großen Waldungen der herrlichsten
Eichen, Cedern, Ahorn, Kiefern und anderer Bäume und mit einer
Menge wilder Staudengewächse und Gesträuche. Der Hauptreichthum
besteht in Pelzwild; daher unterhält die Hudsonsbai-Kompagnie Fakto
reien in diesen Gegenden. Die Einwohner dieser mehr südlichen Ge-
genden, lauter Indianer, sind Nomaden, die mit Jagd, Fischerei und
Krieg sich beschäftigen; doch treiben jetzt auch einige Völkerschaften
Ackerbau und Viehzucht. Sie sind in viele kleine Stämme getheilt,
reden verschiedene Sprachen und stehen unter sehr beschränkten Ober-
häuptern, Kaziken genannt. Ihre Religion ist die heidnische ohne
Priester. Durch häufigen Branntweingenuß und öftere Kriege sind diese
Völker sehr vermindert worden. In den nördlichen Strichen wohnen
Eskimo's.
4. Westoregon ist das Land vom Kamm des Felsengebirges
bis zum stillen Oeean und der russischen Grenze und vom Fuca-Sunde
bis zum 620 N. Br. An den Küsten liegen viele Inseln, die durch
tiefe Einschnitte des Meeres gebildet werden, wovon die Vaneo uver's-
Insel 600 Q. M. die größte im S. ist und die Königin-Char-
lotten-Jnsel 270 Q. M. im N. Eine lange Reihe von Gebirgen,
die Seealpen, worunter der Vulkan St. Elias über 17,000 Fuß-
zieht sich der . Küste parallel in nicht sehr weiter Entfernung von N.
nach S. und jenseit derselben nach einer breiten Senkung erhebt sich
die höhere Kette des Felsengebirges; zwischen beiden-sind die größ-
ten Flüsse des Landes der Fräser, er mündet in den Golf von Geor-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: M. Franklin Franklin Elias
Physische Geographie. 11
unterscheidet man Windstille, Winde, Stürme und Orkane, Passate und
Moussons.
§. 38. Von dem mathematischen Klima (s. §. 25) ist das phy -
sische Klima eines Landes oder die natürliche Beschaffenheit der Atmo-
sphäre desselben verschieden. Dieses Klima hängt nicht blos von der
geographischen Breite eines Landes ab (denn manche Gegenden unter
dem Aequator sind kälter, als Länder in den gemäßigten Zonen), son-
dern auch von der Lage, den Gebirgsrichtungen und dem Boden. Alle
Küstenländer haben gemäßigtere Wärme und Kälte, als diejenigen, welche
weiter vom Meere entfernt liegen. Je höher ein Land ist, desto kälter
ist das Klima. Durch hohe Gebirge, besonders wenn sie hoch genug
sind ewigen Schnee zu tragen oder über die Schneelinie sich erheben,
wird das Klima kälter. Große Wälder machen das Klima rauher, hin-
gegen durch Ausrottung derselben und Anbau des Landes wird das
Klima milder. Aus Sümpfen und Morästen entwickelt sich eine schäd-
liche Luft, wodurch die Atmosphäre vergiftet wird. In sandigen und
wasserarmen Ebenen wird die Luft heiß und trocken, und der Wind, der
darüber hinfährt, glühend und brennend.
§. 39. Um eine anschauliche Uebersicht der klimatischen Verhält-
nisse der ganzen Erde zu geben, hat man auf Karten eine Anzahl Li-
nien gleicher Jahreswärme (Isotherm-Linien) gezogen. In den
heißen Zonen fallen die Jsotherm-Linien ungefähr mit den Breitegraden
zusammen; in den gemäßigten und kalten Zonen aber werden sie sehr
unregelmäßig und steigen in Europa und Westamerika weit höher nach
dem Nordpole hinauf, als im östlichen Asien und östlichen Amerika, wo
sie weit niedriger laufen.
§. 40. Boden, Feuchtigkeit, Licht und Wärme sind die physischen
Bedingungen des Pflanzenlebens und von ihrer Beschaffenheit hängt
die Flora in den einzelnen Erdränmen ab. Sie nimmt von den
Polen nach dem Aequator dem gemäß zu an Fülle und Masse, an
Größe der Individuen, an Vollkommenheit der Blätter, an Umfang,
Schönheit, Farbenpracht und Wohlgeruch der Blüthen und an Wohlge-
schmack und Vortrefflichkeil der Früchte. Darauf gründet sich die Thei-
lung der nördlichen und südlichen Hemisphäre in die 5 Pstanzenzonen:
1) der Moose und beerentragenden Gesträuche, 2) der Getreidearten
und Obstbänme, 3) des Weinstocks, 4) der immergrünen Laubhölzer und
Edelfrüchte und 5) der Bananen und feinen Gewürze.
§. 41. Bei allen Pflanzen unterscheiden wir ihren Standort,
sei es am Wasser, im Sande, auf Felsen oder in Humus, ihr Vater-
land oder ihre Heimath, wo sie wild wachsen; ihren Verbreitungs-
bezirk, der soweit reicht als das Land, wo sie nur fortkommen. Dazu
kommt noch ihre Veredelung durch die Kunst und ihre Verkrüppe-
lung durch Mangel an den nöthigen Erhaltungselementen, sowie auch
ihre Fortpflanzung und Wanderung.
§• 42. Vor allen Pflanzen sind wichtig Bäume und Sträucher
einzeln und in Massen als Wälder. Sie fehlen'ganz in den großen
Wüsten und Steppen von Afrika und Asien und in den Savannen,
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Westamerika Asien Amerika Polen Afrika Asien
)
Einleitung. 41
Der heiße Erdgürlel hat die wohlriechendsten, die
kräftigsten und kühlendften Früchte, die größten und
stärksten Landthiere, und den größten Reichthum an
Mineralien. Hier ist die Natur in ununterbrochenem
Wachsthume, ewig jung, und ewig grün. Blüten
und Früchte, Saaten und Aerndten folgen aufeinan-
der ohne den geringsten ruhigen Zwischenraum. Sein
Bewohner kann nur eine leichte Hülle, ein Spiel der
Winde, vertragen — ein Wurm spinnt ihm das feinste
Gewebe; ein Strauch tragt ihm die zarteste Wolle.
Fleisch darf bei der beständigen brennenden Hitze seine
vornehmste Nahrung nicht seyn — und die reißenden
Thierc erschweren ihm die Viehzucht ; dagegen übertrifft
das Pflanzenreich alle Forderungen der Phantasie, ihn
zu nähren und zu erquicken. Die Hitze erschlafft seine
Thätigkeit — der Boden seines Landes bedarf ihrer
kaum. Sein kochendes Blut weckt die Sinnlichkeit,
und verlangt Glanz und Pracht — um sie zu befriedi-
gen, hat er das feinste Gold und die schönsten Dia-
manten.
Ganz anders sieht es in den kalten Zonen, in den
.Polarlandern, aus. Hier wachsen zwar in den langen
Sommertagen einige Gewächse mit unglaublicher Ge-
schwindigkeit empor, aber noch ehe sie zur gehörigen
Reife gelangen können, werden sie von der Kalte über-
eilt und sterben. Das Pflanzenreich kann hier dem
Menschen wenig Nahrung gewahren. Diesen Verlust
ersetzt eine unglaubliche Menge von Fischen, deren lieb-
ster Aufenthalt die Eismeere sind. Der Einwohner hat
keinen ärgern Feind, als die Kalte, und ihn gegen diese
zu schützen, müssen eine Menge Lhiere mit dem schön-
sten Pelzwerke dienen. Die Jagd dieser Thiere ver-
schafft ihm die nöthige Bewegung, und erhält sein
stockendes Blut im Umlaufe. Das Rennthier allein,
44 Allgemeine
aus keinem so gut und reichlich, wie aus dem Zuk-
kerrobre.
Z. Die Gewürze, welche man gebraucht, um den
Speisen einen angenehmen oder reizenden Ge-
schmack zu geben. Es giebt ihrer mehrere Arten.
Wir begreifen darunter nur die feinen, Gewürze,
nämlich die Nelken oder Nägelein, getrock-
nete Blumenknospen und Früchte eines Baums;
Die Muskatnüsse und Blumen, die Nuß
eines Baums und die zarte Schaale dieser Nuß;
den Z immet, oder Kaneel, die Rinde eines
Baums; und den Pfeffer, gleichfalls die Frucht
eures Baums. Alle diese Baume trifft man jetzt
nur in Ostindien an.
Zus Befriedigung vieler äußern Bedürfnisse dient
9 Das Holz, welches tbeils zur Feuerung, theils
zum Bauen, theils zu einer Menge von allerhand
Gerarhsckaften und Werkzeugen gebraucht wird,
und za diesen maunichfaltjgen Bestimmungen auch
in bewundernswürdiger Mannichfaltigkeit und
Menge vorhanden ist. Das Bauholz zu Hau-
sern und besonders zu Schiffen, und das Färbe-
holz, welches Materie zu Farben enthält, die
von ihm durchs Kochen gewonnen wird, sind
für das Verkehr der Nationen von besonderer
Wichtigkeit.
Zu einem mehrentheils unnützen, oft schädlichen
Zeitvertreibe, den die Gewohnheit zum Bedürfnisse
macht, dient
io. Der Tabak. Sowohl der Rauch- als
Schnupftabak wird von den Blättern einer
Pflanze bereitet, die zwar auch in saltern Gegen-
den , auch in Teutschland, wachst, aber doch in
den wärmern weit besser geräth.